Auf dem sozialwissenschaftlichen Portal Soziopolis und dem Sozialtheoristen-Blog fand vor einiger Zeit eine Diskussion über
einen kurzen Text des Bielefelder Soziologen Stefan
Kühl statt, in dem er die These aufstellt, dass der Islamische Staat durch
»Verorganisierung« leichter bekämpfbar wird. Da ich im August diesen Jahres auf meinem Blog selbst einen Artikel über die Gemeinsamkeiten zwischen den Phänomenen Amok und Terror veröffentlicht habe, im Zuge dessen auch der Islamische
Staat gestreift wurde, habe ich die Diskussion selbstverständlich verfolgt. Außerdem
versuchte Kühl die Systemtheorie Niklas Luhmanns in Anschlag zu bringen, um den Islamischen
Staat zu beobachten. Das versprach zunächst eine interessante Diskussion. Das
Ergebnis fiel leider ziemlich ernüchternd aus. Daher möchte ich im Folgenden einige
Anmerkungen machen, die zum einen den Zusammenhang von Organisation und sozialer Adresse und zum anderen das Phänomen Islamischer Staat
betreffen. Bevor ich dazu komme, stelle ich Kühls These kurz vor.
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Sonntag, 20. Dezember 2015
Der Islamische Staat - Organisation oder Bewegung?
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Sonntag, 30. März 2014
Eine Anmerkung zum systemtheoretischen Funktionalismus
„Will man alles erkennen, wird
man allerdings kaum etwas sehen können. Schließlich impliziert jede Beobachtung
den Verzicht auf Ganzheitlichkeit. Beobachten heißt unterscheiden, um dann das Unterschiedene
zu bezeichnen. Ein Beobachter, der keine Unterscheidungen trifft, wird nichts
erkennen können. Eine nur undeutlich formulierte Systemtheorie wird daher kaum
praktikabel sein.“
Roland Schleiffer in: Das System
der Abweichungen. Eine systemtheoretische Neubegründung der Psychopathologie.
Carl-Auer-Systeme Verlag Heidelberg. S, 16
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Schönes Zitat. Schleiffer hat
diese Passage zwar im Hinblick auf seinen eigenen theoretischen Anspruch
formuliert. Sie trifft aber auch mit Blick auf aktuell schon nicht mehr unter
dem Label »Systemtheorie« firmierende Ansätze genau deren Problem. Durch die Form
der Theoriebildung, die im Wesentlichen im Generalisieren liegt, bleibt das
Ganze auf die eine oder andere Weise trotzdem der Bezugspunkt. Dieser Arbeitsschritt
ist unverzichtbar, aber nur die Hälfte der Arbeit. Generalisierung bedeutet,
durch die Suche nach der Einheit einer Unterscheidung einen Vergleichshorizont
zu konstruieren. Dadurch werden verschiedene Phänomen vergleichbar. Durch die Konzentration
auf die Einheit bleiben die Unterschiede zwischen den zu vergleichenden
Phänomenen unbeachtet. An diesem Punkt angekommen, müssen nun in Abhängigkeit vom
verwendeten Theorieapparat eigene Unterscheidungen getroffen werden, denn die
Arbeit kann ja nicht bereits beendet sein, wenn man die Unterschiede weg
theoretisiert hat. Ab diesen Punkt erweist sich erst die Fruchtbarkeit einer
Theorie. Sie muss eine eigene Perspektive auf die interessierenden
Phänomene entwickeln und sie mit eigenen Unterscheidungen rekonstruieren.
Leider hält man die Arbeit heute häufig bereits nach der Dekonstruktion der
konventionell verwendeten Unterscheidungen für beendet. Entsprechend undeutlich
bleiben dann die Beobachtungsergebnisse. Um dieses Problem zu kaschieren, drückt
man sich dann häufig in Paradoxien aus.
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