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Sonntag, 20. Dezember 2015

Der Islamische Staat - Organisation oder Bewegung?


Auf dem sozialwissenschaftlichen Portal Soziopolis und dem Sozialtheoristen-Blog fand vor einiger Zeit eine Diskussion über einen kurzen Text des Bielefelder Soziologen Stefan Kühl statt, in dem er die These aufstellt, dass der Islamische Staat durch »Verorganisierung« leichter bekämpfbar wird. Da ich im August diesen Jahres auf meinem Blog selbst einen Artikel über die Gemeinsamkeiten zwischen den Phänomenen Amok und Terror veröffentlicht habe, im Zuge dessen auch der Islamische Staat gestreift wurde, habe ich die Diskussion selbstverständlich verfolgt. Außerdem versuchte Kühl die Systemtheorie Niklas Luhmanns in Anschlag zu bringen, um den Islamischen Staat zu beobachten. Das versprach zunächst eine interessante Diskussion. Das Ergebnis fiel leider ziemlich ernüchternd aus. Daher möchte ich im Folgenden einige Anmerkungen machen, die zum einen den Zusammenhang von Organisation und sozialer Adresse und zum anderen das Phänomen Islamischer Staat betreffen. Bevor ich dazu komme, stelle ich Kühls These kurz vor. 

Sonntag, 30. März 2014

Eine Anmerkung zum systemtheoretischen Funktionalismus



„Will man alles erkennen, wird man allerdings kaum etwas sehen können. Schließlich impliziert jede Beobachtung den Verzicht auf Ganzheitlichkeit. Beobachten heißt unterscheiden, um dann das Unterschiedene zu bezeichnen. Ein Beobachter, der keine Unterscheidungen trifft, wird nichts erkennen können. Eine nur undeutlich formulierte Systemtheorie wird daher kaum praktikabel sein.“

Roland Schleiffer in: Das System der Abweichungen. Eine systemtheoretische Neubegründung der Psychopathologie. Carl-Auer-Systeme Verlag Heidelberg. S, 16

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Schönes Zitat. Schleiffer hat diese Passage zwar im Hinblick auf seinen eigenen theoretischen Anspruch formuliert. Sie trifft aber auch mit Blick auf aktuell schon nicht mehr unter dem Label »Systemtheorie« firmierende Ansätze genau deren Problem. Durch die Form der Theoriebildung, die im Wesentlichen im Generalisieren liegt, bleibt das Ganze auf die eine oder andere Weise trotzdem der Bezugspunkt. Dieser Arbeitsschritt ist unverzichtbar, aber nur die Hälfte der Arbeit. Generalisierung bedeutet, durch die Suche nach der Einheit einer Unterscheidung einen Vergleichshorizont zu konstruieren. Dadurch werden verschiedene Phänomen vergleichbar. Durch die Konzentration auf die Einheit bleiben die Unterschiede zwischen den zu vergleichenden Phänomenen unbeachtet. An diesem Punkt angekommen, müssen nun in Abhängigkeit vom verwendeten Theorieapparat eigene Unterscheidungen getroffen werden, denn die Arbeit kann ja nicht bereits beendet sein, wenn man die Unterschiede weg theoretisiert hat. Ab diesen Punkt erweist sich erst die Fruchtbarkeit einer Theorie. Sie muss eine eigene Perspektive auf die interessierenden Phänomene entwickeln und sie mit eigenen Unterscheidungen rekonstruieren. Leider hält man die Arbeit heute häufig bereits nach der Dekonstruktion der konventionell verwendeten Unterscheidungen für beendet. Entsprechend undeutlich bleiben dann die Beobachtungsergebnisse. Um dieses Problem zu kaschieren, drückt man sich dann häufig in Paradoxien aus.